Ich bin Psychotherapeutin. Wenn jemand in ambulanter Therapie nicht kommt fehlen mir halt einfach ~100€ in dem Monat. In der Psychotherapie werden deshalb häufig Ausfallhonorare vereinbart, um diesen Ausfall zumindest teilweise zu kompensieren.
Manche Ausfalle kann man patientenseitig nicht verhindern, dafür habe ich das größte Verständnis. Eine gute Lösung gibt es nicht, da ambulante Gesundheitsdienstleistungen immer auf Honorarbasis funktionieren.
Aber medizinische Praxen haben dafür seit langem eine eigene Lösung gefunden: Überbuchen. Jeder Termin wird knapp kalkuliert, der Nachfolgetermin dann leicht verschoben, um die durchschnittlich ja jeden Tag eintretenden Ausfälle gar nicht zu bemerken. Deswegen warten wir im Wartezimmer teilweise über eine Stunde.
Das heißt ich hab schon Verständnis für Praxen, die jetzt auch bei medizinischen Terminen nach Ausfallhonoraren fragen - aber wenn das kommt, dann gibt es keine Rechtfertigung für diese Wartezeiten mehr. Im Moment geht den ärztlichen Niedergelassenen kein Geld verloren, die Patient:innen zahlen den Ausfall bereits, in Wartezeit.
Wenn die Ausfallhonorare kommen und wir immer noch stundenlang warten müssen, dann nehmen die Praxen mehr Geld ein, als sie realistischerweise an dem Tag verdient haben könnten. Und das muss echt nicht sein.