Eine kleine Kurzgeschichte die in Köln spielt - ich hab mir gedacht, ich werfe die einfach mal hier rein. Wenns nicht passt könnt ihr das auch gerne schreiben. :)
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Ich ging wie jeden Morgen entlang der Zülpicher Straße in Richtung Büro. Wie jeden Morgen roch es noch ein bisschen nach all dem Alkohol, der es am Abend vorher nicht in die Münder seiner Jünger geschafft hatte, sondern zu ihrem vermutlich großen Bedauern auf der Straße gelandet war. Ich ging nicht gerne durch die Zülpicher Straße. Sie war dreckig und seit Jahren in einem bedauernswerten Zustand und machte nicht den Eindruck, in nächster Zeit etwas daran ändern zu wollen. Ich ging trotzdem jeden Morgen durch die Zülpicher Straße, weil es der kürzeste Weg ins Büro war. Schon einige Male hatte ich abgewägt, auf eine andere Straße zu wechseln, aber als ich merkte, dass ich dann weniger Zeit für den Kaffee auf dem Balkon hätte, verwarf ich die Idee wieder.
Wie jeden Morgen gab es einige Menschen auf der Straße, die es eilig hatten, in ihren vermutlich sehr vollen Tag zu starten und auf der anderen Seite andere Menschen, deren größtes Problem war, wen sie am vorherigen Abend geküsst hatten und wohin sich ihr zweiter Schuh wohl verkrochen hatte. Alles beim Alten, dachte ich mir. Ein bisschen genoss ich die Routine meines langweiligen Alltags, des klassischen „9-to-5-Jobs“, der bei uns ja eigentlich ein „8-to-4-Job“ sein müsste, aber das spricht sich halt nicht so gut. In anderen Momenten sehnte ich mich nach einem spannenderen Leben. Ich wartete auf die plötzliche Wendung in meinem Leben, nach der sich alles verändert und ich unverhofft nach Nepal fliegen müsste, um meinen geheimnisvollen Onkel zu treffen, der auf der Suche nach einem Artefakt ist, für das nur ich den Schlüssel habe. Ich musste schmunzeln. Wäre ich der richtige für so ein Abenteuer? Würde ich mich in Extremsituationen behaupten können? Oder würde ich mich wie wahrscheinlich jeder vernünftige Mensch nach dem schnellstmöglichen Ausweg umschauen, um dem brandgefährlichen Kampf in einer einstürzenden Herberge ungeschoren zu entkommen?
Ich entschied, mir heute Abend nochmal den ersten Indiana Jones-Film anzuschauen. Die brennende Herberge in Nepal kam mir wahrscheinlich nicht irgendwoher in den Sinn. Mittlerweile war ich in der Mauritiusstraße angekommen und fand dort tatsächlich eine unerwartete Wendung vor: Das Gebäude, in das ich jeden Morgen ging, stand lichterloh in Flammen und zeigte sich unbeeindruckt von den spärlichen Wasserstrahlen, die einige bemühte Feuerwehrmänner in seine Richtung schossen. Nach einem kurzen Moment der Verwunderung wendete ich mich an eine Polizistin, die an einem Polizeiauto stand und das Gebiet abriegelte. Überraschenderweise und zu ihrer Freude war ich wohl der erste, der in das Gebäude wollte.
„Was ist denn passiert?“
„Brandstiftung, das war kein Unfall.“, entgegnete sie unerwartet direkt.
„Hat jemand was gegen Autovergleichsportale oder ist jemand anderes im Gebäude schuld?“
Ich hätte mich gefreut, wenn sie geschmunzelt hätte. Tat sie aber nicht. „Dazu darf ich Ihnen keine Auskunft geben.“ Sie sagte diesen Satz nicht das erste Mal.
Unser ohnehin fades Gespräch wurde durch eine Hand auf meiner Schulter unterbrochen. Ich mochte es nicht, wenn er mich anfasste, das wusste er auch, aber er tat es trotzdem. Ich drehte mich um und sah ihm in die Augen. Jens arbeitet zwei Plätze weiter und kümmert sich um die Filterfunktionen, mit denen man zu dem Auto finden kann, das man sucht. Drei oder fünf Türen, Diesel oder Benziner, Weiß oder Blau, das sind die führenden Fragen in seinem Leben.
„Mein Gott, hast du ans Haus gepinkelt?“, fragte er nervig.
„Ja, du weißt ja, mit mir ist da nicht zu spaßen!“, antwortete ich nervig.
„Ne aber hör mal, was ist denn hier los?“
Ich fragte mich, was ich hören sollte, und gab die unbefriedigenden Antworten der Polizistin wieder. Jens fand sie weniger unbefriedigend und zeigte sich beeindruckt. „Brandstiftung? Mensch, hör mal sowas hab‘ ich ja noch nicht erlebt.“
Ich sah hinter seinem Rücken zwei Polizisten auf uns zukommen und freute mich, dass unser Gespräch bald unterbrochen werden würde. Sie sprachen uns tatsächlich an, wirkten aber weniger freundlich als die langweilige Polizistin von eben.
„Sind Sie Herr Niklas Fürst?“
„Ja.“
„Sie sind verhaftet.“
Mein Herz sank in meine Hose. Während ich seinen letzten Satz noch verarbeitete, verschränkte mir der zweite Polizist schon die Arme hinter dem Rücken und legte mir Handschellen an. Völlig perplex und ohne eigenen Willen folgte ich den Anweisungen des ersten Polizisten und wurde auf die Rückbank eines Streifenwagens gesetzt. Ich war kaum in der Lage, ein Wort rauszubringen, das Einzige, das ich sagen konnte, war: „Wieso?“
„Brandstiftung.“