this post was submitted on 17 Sep 2025
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Handelsstreit, harter Wettbewerb, unfaire Behandlung: Für europäische Firmen in China muss sich aus Sicht der EU-Handelskammer in den kommenden Jahren einiges ändern. Die Volksrepublik exportiere mit unverminderter Geschwindigkeit, aber importiere wenig, sagte Präsident Jens Eskelund in Peking. Wenn das Ungleichgewicht weiter wachse, verwandele sich der Handel mit China in eine "Einbahnstraße".

[...]

Chinas Handelsüberschuss könnte laut der EU-Kammer weitere Länder reagieren lassen. "Ich denke, was wir im Fall der USA gesehen haben, ist eine Situation, in der das Ungleichgewicht derart anwuchs, dass eine Reaktion dadurch erzwungen wurde", sagte Eskelund. Folgen wie der eskalierte Zollstreit hätten für chinesische und ausländische Firmen in China "noch nie dagewesene Unsicherheiten" geschaffen, so der Bericht.

[...]

Was die Lage zuspitzt: China produziert mehr, als das eigene Land aufnehmen kann. Bei Elektroautos oder Lieferdiensten tobt deshalb ein derart heftiger Verdrängungswettbewerb, dass sich Peking bereits zu Wort meldete.

Hinzu kommt die hohe Verschuldung der Lokalregierungen und der mangelnde Fokus auf Sektoren wie der Dienstleistungsbranche. Peking sollte diese Probleme lösen und obendrein die soziale Sicherheit verbessern, erklärte die Kammer. Demnach machen sich EU-Firmen seit Jahren Sorgen um Chinas verlangsamtes Wirtschaftswachstum. Zudem scheinen die Chinesen wegen Kosten für soziale Absicherung ihr Geld zusammenzuhalten.

Die EU-Kammer pocht darauf, dass Marktmechanismen entscheiden, wo investiert wird. Bislang bevorzugt der Staat seine Konzerne - zulasten der Privatwirtschaft, die laut Eskelund eigentlich effizienter wirtschaftet. Würde es im staatlich dominierten Gesundheitswesen mehr Konkurrenz mit ausländischen Privatfirmen geben, könnten so Patienten von besserer Versorgung und neuer Technologie profitieren, nannte er als Beispiel.

top 3 comments
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[–] einkorn@feddit.org 3 points 4 days ago* (last edited 4 days ago) (1 children)

Was die Lage zuspitzt: China produziert mehr, als das eigene Land aufnehmen kann.

Gewagte Worte aus dem Land der Exportweltmeister, das als vermeintlich negativen Punkt anzuführen.

Bislang bevorzugt der Staat seine Konzerne - zulasten der Privatwirtschaft, die laut Eskelund eigentlich effizienter wirtschaftet.

Bei uns läuft es halt anders herum: Die Wirtschaft schreit und die Regierung kommt mit dem Schnuller gerannt. Ob das effizienter ist, wage ich stark zu bezweifeln.

Wir sehen allerdings, dass diese chinesische Form der politischen Einflussnahme und Zielvorgabe, böse Zungen würden mal wieder von Planwirtschaft sprechen, Ergebnisse liefert, die China an die Spitze der Entwicklung einiger der wohl zukunftsweisenden Technologien gebracht hat.

Vielleicht brauchen wir nach der "sozialen Marktwirtschaft", die das Beste des freien Marktes mit der sozialen Gerechtigkeit verbinden soll, eine "freie Planwirtschaft", die konkrete Ziele absteckt und und auch langfristig und mit Nachdruck verfolgt.

Tatsächlich haben wir das ja an einigen Stellen bereits: Deutschland bis 2045 Klimaneutral. Klimaneutral fahrende Autos ab 2035. Aber das steht halt alles auf der Kippe, weil ständig irgendjemand *hust* CxU *hust* Klientelpolitik betreibt und alles in Zweifel zieht.

Würde es im staatlich dominierten Gesundheitswesen mehr Konkurrenz mit ausländischen Privatfirmen geben, könnten so Patienten von besserer Versorgung und neuer Technologie profitieren, nannte er als Beispiel.

*hahahhahahhha*

Moment, der meint das ernst?

*hahhahahahahaha*

[–] Hotznplotzn@lemmy.sdf.org 1 points 4 days ago* (last edited 4 days ago) (1 children)

China produziert weit mehr, als es im Inland verkaufen kann, weil die Regierung - wohl bewusst - Überkapazitäten finanziert und der inländische Konsum niedrig bleibt. Letzteres hat mehrere Gründe, die mangelnde soziale Absicherung ist einer davon, hohe Arbeitslosigkeit ist ein anderer. Manche meinen auch, das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung und ihrer Wirtschaftspolitik nimmt immer mehr ab, aber das ist in China schwer zu beweisen, weil das in einer Diktatur niemand offen zu sagen wagt.

Gleichzeitig schottet China seine eigenen Märkte gegen Konkurrenz aus dem Ausland ab. Hier entstehen ein Handelsungleichgewicht, das auf Dauer nicht tragbar ist.

In China ist es ausländischen Unternehmen nicht einmal erlaubt, eine Tochtergesellschaft zu gründen. Man braucht immer einen chinesischen Partner, der dann die Mehrheit am geimeinsamen Joint-Venture hält (es gibt nur ein einziges Unternehmen, das hier ausgenommen ist). Das ist nur eines von vielen negativen Beispielen, warum China kein zuverlässiger Partner sein kann.

Das hat alles nichts mit der CxU oder irgend etwas anderem in Deutschland, Europa oder der Welt zu tun, sondern nur mit der chinesischen Politik, die den eigenen Markt einseitig abschottet, aber bei anderen auf Fairness und freien Wettbewerb pocht.

[–] einkorn@feddit.org 1 points 4 days ago

Absatz 1

Dasselbe kann ich Deutschland vorwerfen. Wir produzieren in vielen Bereichen ebenfalls bewusst mehr, als wir innerlandes verbrauchen. Beispielsweise im Maschinenbau exportieren wir einen Großteil ins Ausland. Und das ist politisch auch so gewollt. Wir erinnern uns an die Agenda 2010, die den Niedriglohnsektor so richtig in Schwung gebracht hat und damit die Preise deutscher Güter künstlich niedriger hält, als wenn es den Niedriglohnsektor nicht geben würde.

Während ich das hier so tippe, fällt mir auf, dass die von dir genannten Punkte 1:1 auf Deutschland übertragen werden können: Die verschiedenen Steuersenkungen die die Regierung Merz auf den Weg gebracht hat, sind explizit als Unterstützung für die Wirtschaft gedacht. Einen niedrigen inländischen Konsum haben wir auch. Die Lohnentwicklung liegt derzeit noch unter dem Niveau von 2019. Gepaart mit dem geplanten Kahlschlag sozialer Systeme und einer aktuell hohen Arbeitslosenquote, sind auch hierzulande nicht sonderlich viele in Feierlaune. Und dass bei uns das Vertrauen in Wirtschaft und Staat ebenfalls sinkt zeigt der Aufstieg der AFD wohl mehr als deutlich.

Absatz 2 & 3

China hat es meiner Meinung an dieser Stelle exakt richtig gemacht. Statt sich als reine billige Arbeiter für die Industrie zu verkaufen, wurde ein Technologietransfer vorausgesetzt. Das chinesische Unternehmen davon profitieren war von Tag 1 abzusehen und westliche Unternehmen investieren auch heute noch unter eben diesen Bedingungen freiwillig in China. Warum sollte das System also nicht tragfähig sein?

Zuletzt haben auch europäische Politiker einen Technologietransfer gefordert, wenn es darum ging, dass chinesische Unternehmen Standorte in Europa aufbauen wollen.

Absatz 4

Doch sehr wohl. Im Gegensatz zu uns hat die chinesische Regierung einen recht konstanten Kurs verfolgt, der sich nicht um 180° dreht, nur weil eine andere Parteienkonstelation an die Macht kommt. Natürlich ist es "etwas" einfacher, ein Land mit einer konstanten Vision zu lenken, wenn sich nicht um solche "lästigen" Sachen wie Wahlen gekümmert wird. Gleichzeitig ist es erschreckend wie wenig eine Partei an Inhalten außer "Wir machen alles was die vorherige Regierung gemacht hat rückgängig" bieten muss, um hier Wahlerfolge zu feiern.

Du kannst der chinesischen Regierung gerne dieses doppelseitige Spiel vorwerfen, aber allein schon die Tatsache, dass sie es erfolgreich spielen können zeigt, dass in der Vergangenheit einiges richtig gemacht wurde, um an diesen Punkt auf dem internationalen Parkett zu kommen.