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Till Lindemann: Über die Rammstein-Berichterstattung des SPIEGEL
(www.spiegel.de)
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"Uns wurde etwa nicht verboten, darüber zu berichten, dass Lindemann über Jahre hinweg eine Vielzahl von jungen Frauen über ein perfides und ausgeklügeltes Casting-System zum Sex zugeführt wurden, die teilweise schwer betrunken waren. Wie wir sieht das Gericht hier ein hohes Informationsinteresse.
Das Landgericht hält ausdrücklich fest, dass wir durch mehrere eidesstattliche Versicherungen glaubhaft gemacht haben, »dass die Teilnehmerinnen dieser Partys von dem Antragsteller selbst nach Sex gefragt wurden und dass es auch zu Sex mit den Teilnehmerinnen gekommen ist, dass dieser unstreitig in einer eigens dafür vorgehaltenen Vorrichtung hinter/unter der Bühne mit Teilnehmerinnen der Row Zero Sexualkontakte hatte«.
Außerdem haben wir laut Gericht glaubhaft gemacht, also ausreichend belegt, dass es ein System gibt, »bei dem Frauen für die Row Zero bzw. entsprechende Partys mit der Band des Antragstellers rekrutiert wurden, bei welchen es jedenfalls reichlich Alkohol gab und bei denen sexuelle Kontakte des Antragstellers mit den rekrutierten Frauen üblich waren. Dass eine Band ein solches System unterhält, ist ein Vorgang von hohem öffentlichem Interesse, der besonders bemerkenswert ist.«
Auch die detaillierten Schilderungen der Erlebnisse zweier Frauen, die in diesem System gecastet wurden, sind laut Gericht zulässig. Die Passagen erfüllen laut dem Richter und den Richterinnen alle Voraussetzungen der Verdachtsberichterstattung."
Egal was juristisch da noch als strafbar oder nicht raus kommt, es ist klar was Till Lindemann und Rammstein für Typen sind. Wie sie sich und andere Menschen, besonders Frauen sehen. Das kann man nicht wegdiskutieren. Und dass das Werk nicht vom Künstler trennbar ist. Die Fans sind eben zu den Künstlern wegen ihrer Kunst gekommen. Das Werk hat die ganze Situation erst ermöglicht. Sonst wären die weiterhin nur irgendwelche Typen aus dem Osten. Und auch auffällig ähnlich ist wie Till Lindemann und Rammstein das Thema Sex in ihren Texten und hinter bzw. Unter der Bühne behandeln. Es ist halt der selbe Geist, der angeblich für das was hier beschrieben wird verantwortlich ist und Liedtexte wie "Ich tue dir weh" schreibt.
Mir fällt es echt immer schwerer deren Musik noch zu hören ohne mich schlecht zu fühlen.
"es ist klar was Till Lindemann und Rammstein für Typen sind."
Ja? Auf die Gefahr hin, dass es jetzt heißt "typisch Rammstein Fans, nehmen den Vergewaltiger noch in Schutz", würde ich dir da widersprechen.
Für mich ist nur klar, dass Lindemann (!) harten Sex mit Groupies hatte. Dies alleine wird für viele schon als Machtmissbrauch angesehen. Da denke ich mir noch: wenn beide einverstanden waren, was soll's.
Für mich ist unklar, OB beide einverstanden waren. Das sind ernste Vorwürfe und wenn die korrekt sind, ist Lindemann ein Vergewaltiger. Der Band selbst kann man in diesem Fall vorwerfen, Mitwisser zu sein.
Ich lehne jedoch die pauschale Verurteilung ebenso ab, wie jegliches "Man höre sich nur die Texte an!" Gerede. Das hat einfach gar nichts mit der realen, objektiven Situation zu tun und gießt nur Öl ins Feuer der Vorverurteilung.
Es wird eine Mischung aus Ungleichheit durch den sozialen Stand und eingeschränkter Handlungsfähigkeit durch den Alkohol im Umfeld der mutmaßlichen sexuellen Kontakte beschrieben. Das wird zwar vermutlich noch nicht auf etwas juristisch sanktionierbares hinauslaufen. Auch meiner Meinung nach ist das aber eine Position der Verletzlichkeit in der Consent noch mal eindeutiger erforderlich und eingeholt werden müsste. Und die Debatte darüber* ist es mMn auch Wert geführt zu werden, damit deren Implikationen auch sozial gefordert werden können, meiner Meinung nach sollten.
/* Kam mir aktuell zu kurz. Die Leute die man erreichen müsste sind akut felsenfest auf "die wollten es, Groupies gab es schon immer, das ist doch wohl das normalste der Welt(!!1!1)" und gehen weiter dahin, dass man damit doch erwachsenen(!elf) Frauen die Mündigkeit völlig abspreche - Männerrechtler, die wahren Unterstützer und Befürworter der Emanzipation der Frau.
Was mich am Vorwurf des Machtmissbrauchs interessiert: Wo soll das genau anfangen?
Dass wir erfolgreiche Menschen attraktiver finden, als wenn diese eben nicht erfolgreich wären, ist tief in unserer Gesellschaft verankert. Sonst am Wochenende in Clubs kann man das beobachten.
Wenn dann ein erfolgreicher Mensch mit einer Person schläft, welche sich in erster Linie wegen des Erfolges zu ihr hingezogen fühlt, ist das dann schon Machtmissbrauch?
Die Ungleichheit durch sozialen Stand ist ein valider Punkt, allerdings trifft des ja auf alle Künstler zu die Groupies schlafen, was, sind wir mal ehrlich, einige sind.
Das mit dieser eingeschränkten Handlungsfähigkeit ist das was mich bei der Berichterstattung am meisten stört. Es wird (zumindest unterschwellig) impliziert das die Frauen gezielt unter Drogen gesetzt wurden und dann von Lindemann bei vollem Verstand ausgenutzt wurden. Die Wahrheit sieht doch eher so aus das einfach fette Partys mit Drogen gefeiert wurden und Lindemann höchstwahrscheinlich genauso unter dem Einfluss von Substanzen (wenn nicht stärker) war als die Frauen. Deshalb find ich die ganzen Aussagen a la "ich hab zwar nichts gesagt aber er hätte merken müssen das ich mich unwohl fühle" sehr fragwürdig. Und ob ich jemand gezielt unter Drogen setze um Sex zu haben oder betrunken/zugedröhnt auf ner Party eine andere Person im selben Zustand anspreche ist ein großer Unterschied.
Das man versucht Leute aktiv zu überreden auf die Partys zu gehen ist dann natürlich nochmal ne andere Sache (obwohl das es da Sex und Drogen gibt, ja anscheinend klar kommuniziert wurde).
Ich bin ja auch der Meinung das was da abgeht nicht die feine englische Art ist und das Lindemann kürzer treten sollte was die Partys angeht, aber die Berichterstattung finde ich schon zum Teil scheinheilig.
In dem was ich gelesen habe, wurde das eben nicht klar kommuniziert - die Frauen wurden auf eine Backstage Party mit der Band und nicht auf Drogen und Sex mit nur dem Sänger eingeladen.
Mit dem feinen Unterschied, dass Lindemann das ganze System nüchtern erdacht hat. Damit ist es für mich dann moralisch auch egal, ob er zu dem Zeitpunkt selbst zugedröhnt ist oder nicht. Und die klare Kommunikation, dass es auf den Partys nur um Sex geht, ist auch fragwürdig. Ich habe oft genug gelesen, dass man die Frauen unter dem Vorwand die Band zu treffen auf diese Partys geholt hat.
Die schwedische Idee mit dem Ja-heißt-Ja Gesetz wäre hier echt interessant. Wichtig ist aber auch, wie Verstöße dagegen eingeordnet werden: Als Fahrlässigkeit, mit dem entsprechend niedrigen Strafrahmen. Ich weiß nicht genau, ob die Vorwürfe gegen Lindemann nach schwedischem Recht strafbar wären, aber moralisch geht es schon in die Richtung. Er scheint nicht absichtich Menschen geschadet zu haben, hat aber eben auch nicht darauf geachtet diesen Schaden zu vermeiden.
Achtung, kantiger Gedanke: Würde hier nicht auch das Konzept des Eventualvorsatzes möglich sein? Entsprechend, ich kipp mich hinter den Ballmer's Peak und geh dann auf Schürzenjagd. Wenn Ich dabei den Consent eines Sexualkontaktes verletze, welcher mir aus unbekannten Gründen dies nicht rechtzeitig mitteilte, dann passiert das eben so.
Dafür müsste auch Vorsatz bewiesen werden, was schwer wird. Bei Fahrlässigkeit müsste man eben nur fahrlässiges Verhalten nachweisen, was sehr viel einfacher ist.
Es wäre in jedem Fall dämlich ein Gesetz einzuführen, dass Dinge, die derzeit komplett legal sind auf die Ebene einer Vergewaltigung zieht. Wenn man nicht mehr zwischen schlimm und schlimmer differenziert gefährdet man die Akzeptanz des Gesetzes auch in den schlimmeren Fällen. Insofern scheint mir Schweden da schon einen guten Ansatz gefunden zu haben. Und wie gesagt, in den meisten Länder der Welt (auch Deutschland) gilt derzeit die Regel "Schweigen ist Zustimmung"/silence is consent.