this post was submitted on 26 Sep 2025
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Hopepunk - Solarpunk Buchclub

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EIn loser Buchclub, um zusammen #Hopepunk und #Solarpunk Bücher zu lesen. Work in progress.

Profilbild: The.lemonaut.ukr, CC BY 4.0, Banner: Dietmar Rabich / “Bredevoort (NL), Antiquariat -- 2018 -- 1784” / CC BY-SA 4.0 Both via Wikimedia commons

founded 8 months ago
MODERATORS
 

Spoiler für das Buch

Ich habe nicht das ganze Buch gelesen. Ich habe die Erzählstein Geschichte gelesen und in etwa die Hälfte der Gedichte und Kurzgeschichten bis zum Ende der Erzählstein Geschichte. Den Teil danach habe ich nicht angefasst. Das ist also eigentlich nur eine Rezension des Erzählstein Teils.

Ich hab mich mit dem Lesen schwer getan. Der Schreibstil war irgendwie nicht meins, so dass sich das Lesen besonders in der ersten Hälfte nach Arbeit angefühlt hat.

Zur eigentlichen Handlung: Die Autorin entwirft meiner Meinung nach so etwas wie ihre eigentliche Solarpunk Utopie. Eine ziemlich egalitäre Gesellschaft ohne dauerhafte zementierte Hierarchien die eher matriarchial angehaucht ist. Die Leute leben ein landwirtschaftlich geprägtes dörfliches Leben. Technologie ist vorhanden, wird aber nur eingesetzt wo sie dem Zusammenhalt nicht schadet. Über diese Gesellschaft ist ein mythologischer Überbau drüber gestülpt. Ich habe im Internet gelesen dass sie Eltern der Autorin Ethnolog*innen waren und dies in das Buch eingeflossen ist. Mich erinnert die Welt auch stark an fiktive Werke über indigene Personen, die von weißen Menschen geschrieben wurden (oder die Amish people). Wenn man den Weltuntergang und technologische Fragmente weglassen würde, könnte das auch eine "kleine Feder vom Stamm der *****"- Geschichte sein (was es zum Glück nicht ist). Die Hauptperson durchläuft meiner Meinung nach nicht wirklich eine Heldinnenreise, sondern dient dazu der lesenden Person die Welt zu zeigen. Die hat aber eine Persönlichkeit und ist kein zweidimensionaler Pappaufsteller.

Ich glaube ich bin mit dem Buch auch nicht warm geworden, weil diese "Dorfromantik" nicht meine Solarpunk Utopie ist. In einem kleinen Ort zu leben, wo jede Person jede Person kennt und alle voneinander wissen, wäre mein Albtraum. Ich würde auch in einer Zukunftsvision in der wir es geschafft haben Umwelt-, Diskriminierungs-, Verteilungsgerechtigkeitsprobleme etc gelöst haben, eine urbane Umgebung, mehr Rückzugsraum und Privatsphäre wollen.

Das kondorvolk ist ein so plakativer Gegenentwurf, dass sie zum Strohmann verkommen. Sie sind patriarchial, faschistisch, umweltzerstörerisch usw. Wenn die Leute aus dem Tal eine Sache sind, besteht eine 95% Wahrscheinlichkeit, dass das Kondorvolk das genaue Gegenteil ist. Das macht sie meiner Meinung nach in der Diskussion uninteressant, weil sie weniger Tiefe haben als mancher Kinderserien Bösewicht. Der einzig interessante Teil war die Beschreibung was das Leben in einem solchen System mit den Menschen im System macht.

War es das schlechteste Buch das ich je gelesen habe? Bei weiterem nicht.

Würde ich das Buch einer anderen Person weiterempfehlen? Nein

Es war einfach kein Match und das ist okay.

Ein Kurzkommentar zu den Gedichten etc: Ich bin kein Mensch der viel aus Gedichten zieht, daher habe ich aus ihnen wenig mitgenommen. Die Kurzgeschichten waren zum Teil interessant, gleichzeitig haben sie halt aus meiner Sicht dasselbe Problem wie die Hauptgeschichte.

Das war mein Senf.

Wenn ihr Kommentare zu meinem Kommentar habt, hinterlasst sie gern. Wenn ich eurer Meinung nach das Buch völlig falsch verstanden habe, erklärt mir gern warum. :)

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[–] luce@feddit.org 2 points 2 months ago (1 children)

Danke für deinen Senf! 😄 Ich bin auch unsicher ob ich in der Welt unbedingt leben wollen würde. Bzw wenndann auch eher in einer der grösseren Siedlungen. Das mit dem über Indigene Personen schreiben hat mich auch teilweise ein bisschen gestört. Die Autorin wurde da sicher beeinflusst und ich finde es eine wichtige Diskussion, andererseits ist es glaube ich auch ziemlich wichtig für Utopien und Solarpunk von Indigenen zu lernen, die haben es ja über Tausende Jahre geschafft zu leben ohne sich und die Umwelt zu zerstören. Aber diese Grenze ist irgendwie auch recht schwammig? Wie siehst du das?

[–] Triplef@feddit.org 2 points 2 months ago (1 children)

Mein Senf zu deinem Senf zu meinem Senf: Weiße Menschen haben mmn zu indigenen Personen von weißen Menschen ein Bild gelernt (z.b. "der edle Wilde"). Ich glaube die Vorstellung vieler weißer Menschen von indigenen Personen hat deutlich mehr mit Karl May zu tun als mit der Realität. Grundsätzlich haben viele indige Kulturen Methoden gelernt wie sie von einem Stück Land leben können ohne dieses langfristig zu zerstören. Gleichzeitig ernähren diese Lebensweisen deutlich weniger Menschen pro Quadratkilometer (kein Kunstdünger, keine schweren Maschinen etc.). Viele positive Darstellungen von indigenen Personen die von weißen Menschen geschrieben werden sind ähnlich wie das Kondorvolk zum Talvolk ein plakativer Gegenentwurf zu industrialisierter westlicher Lebensweise. Platt ausgedrückt: synthetische Aromastoffe und Kunstdünger doof, also muss das Gegenteil gut sein. Das ist keine Kritik an indigenen Kulturen, das ist Rassismuskritik von weißen Menschen die ihr Bild von indigenen Kulturen nutzen, um ihren Gegenentwurf zu propagieren. Vielleicht tue ich der Autorin unrecht, aber ich habe nirgends eine Quelle von einer indigenen Person im ganzen Buch gesehen.

Grundsätzlich denke ich, dass wir wir sehr viel von indigenen Kulturen lernen können, aber dann müssen wir halt auch indigene Personen zu Wort kommen lassen. Und das ist hier meines Wissens nach nicht passiert. Wäre vielleicht eine Option für eines der nächsten Bücher, Mal zu schauen ob es Solarpunk ähnliche Werke von Personen mit indigenen Hintergründen (oder zumindest nicht westlichen Hintergründen) gibt

[–] luce@feddit.org 2 points 2 months ago

Da hast du recht, danke. Es würde mich echt interessieren ob die Autorin dazu mal was gesagt oder geschrieben hat, falls ich was finde poste ich es hier :) Und ja super Idee! Ich lese gerade (bzw. wenn das aktuelle Buch fertig ist wohl wieder) „Der Sturz des Himmels“ von Davi Kopenawa, der erzählt dort viel über die Philosophie der Yanomami, einem indigenen Volk im Amazonas-Gebiet. Ist aber nicht wirklich Solarpunk/Hopepunk und auch wirklich nicht leicht zu lesen, aber sehr interessant

[–] Triplef@feddit.org 1 points 2 months ago

Die App hat offenbar ein paar meiner Gendersterne gefressen und für "das hier bitte kursiv schreiben" gehalten. ^^