"Der deutsche Tischtennis-Nationalspieler Benedikt Duda sorgt bei den Europameisterschaften in Linz für eine große Überraschung. Der 30-Jährige besiegt den großen Turnierfavoriten Felix Lebrun nach einem 1:3-Satzrückstand noch mit 4:3 und zieht ins Halbfinale ein.
Erst entzauberte Benedikt Duda den französischen Wunderknaben Felix Lebrun, dann folgte Dimitrij Ovtcharov seinem Teamkollegen mit einer Galavorstellung ins Halbfinale: Die deutschen Männer haben bei der Tischtennis-EM in Linz ein DTTB-Duell im Kampf um den Finaleinzug perfekt gemacht und damit schon zwei Einzelmedaillen sicher. Bei den Frauen hat Vize-Europameisterin Nina Mittelham ebenfalls mindestens Bronze in der Tasche.
"Als ich den Matchball verwandelt habe, sind die Emotionen hochgeschossen. Ich habe es erst ein paar Sekunden später realisiert, dass ich jetzt auch meine erste EM-Einzelmedaille sicher habe", sagte der 30 Jahre alte Duda, nachdem er gegen den Senkrechtstarter Lebrun einen 1:3-Rückstand umgebogen hatte. Mit einem dramatischen 4:3 (5:11, 4:11, 11:9, 6:11, 11:6, 16:14, 11:6), bei dem er einen Matchball abwehrte, schaltete Duda den Olympiadritten und Titelfavoriten aus und feierte seinen größten internationalen Erfolg.
Der 18 Jahre alte Franzose Lebrun ist seit den Olympischen Spielen der große Star des europäischen Tischtennis. Er holte in Paris die Bronzemedaille im Einzel, besiegte auf dem Weg dorthin Ovtcharov und steht in der Weltrangliste als bester Europäer auf Platz sieben. In Paris lagen im Fans und Promis zu Füßen. Unter anderem Zinedine Zidane ließ sich die mitreißenden Spiele des Wunderkinds nicht entgehen. Die Stimmung in der Arena erreichte damals eine Lautstärke wie bei einem Formel-1-Rennen.
Ovatcharov schwärmt für sein großes Spiel
Der frühere Weltranglistenerste Ovtcharov gewann in der Runde der letzten acht gegen Teamkollege Patrick Franziska mit einer Machtdemonstration 4:0 (11:3, 11:6, 11:7, 11:8) und wird 17 Jahre nach seiner ersten Einzelmedaille erneut auf dem Treppchen stehen. "Ich glaube, das war einer der besten Spiele von mir in den letzten Jahren. Ich hab gefühlt auf jeden starken Ball von ihm sehr präzise gespielt und keine Fehler gemacht", sagte der Europameister von 2013 und 2015. Am Sonntag (ab 12.10 Uhr) ermitteln "Dima" und Duda, welcher Deutscher um den EM-Titel spielen darf.
Für Felix nahm dessen älterer Bruder Alexis Lebrun am späteren Abend Revanche und den deutschen Titelverteidiger Dang Qiu aus dem Rennen. Der 21-Jährige gewann mit 4:1 (7:11, 11:9, 11:8, 11:6, 13:11) und trifft im zweiten Halbfinale auf den schwedischen Olympiazweiten Truls Möregardh.
Mittelham feiert großes Comeback
Zuvor hatte Mittelham bei ihrem Comeback nach dem bitteren Olympia-Aus geglänzt. Die EM-Zweite von 2022 besiegte im deutschen Viertelfinal-Duell Yuan Wan mit 4:1. "Vor dem Turnier habe ich damit geliebäugelt, eine Medaille mitzunehmen", sagte die 27-Jährige, die in Paris nach einer Bandscheibenverletzung früh ausgeschieden war: "Ich bin stolz darauf, dass ich das nun geschafft habe, denn der Weg dorthin war hart".
In der Vorschlussrunde (Sonntag ab 10.30 Uhr) kommt es zur Auseinandersetzung mit Lokalmatadorin Sofia Polcanova, die die dritte deutsche Viertelfinalistin Sabine Winter mit 4:1 besiegte. In der Neuauflage des EM-Halbfinals von vor zwei Jahren unterlag Winter der Österreicherin mit 1:4. Polcanova, die zuvor mit Robert Gardos im Mixed-Doppel-Halbfinale Franziska/Kaufmann besiegt und am Ende Silber gewonnen hatte, steht zudem im Finale des Damen-Doppelwettbewerbs und hat somit drei Medaillen sicher. Im zweiten Halbfinale trifft die Spanierin Maria Xiao auf Polcanovas Doppel-Partnerin Bernadette Szocs"